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Halle (Westf.), Mein Metall Ausgabe 2022 – Beim Praktikum auf den Geschmack gekommen – von Rüdiger Oberschür
„Man sieht am Ende des Tages, was man geschafft hat“, erklärt Emmelie Johanna Rieke ihre Leidenschaft für das handwerkliche Arbeiten. Die 26-Jährige kann bereits auf neun Jahre Berufserfahrung im Metallbau zurückblicken. Auf den Geschmack gekommen ist die gebürtige Mettingerin bei einem Praktikum während ihrer Schulzeit beim Automobilzulieferer Koyo Elektrik in Halle-Künsebeck. „Das Feilen und Bohren hat mir gefallen. Außerdem habe ich gemerkt, dass es wirklich Spaß macht nach einer Zeichnung zu bauen.“ So waren die Weichen dann gestellt: Nach ihrer Fachoberschulreife 2012 trat sie ihre Ausbildung zur Metallbauerin in der Fachrichtung Konstruktionstechnik bei der Schröter GmbH und Co. KG im ostwestfälischen Borgholzhausen an. Die Ausbildung konnte sie auf drei Jahre verkürzen und blieb nach ihrem Abschluss noch zwei weitere Jahre als Gesellin im Betrieb. Ihr Gesellenstück war ein Kastenschloss.
Im September 2017 wechselte sie als Monteurin und Schweißerin zur Firma Alco-Technology in Bad Iburg. Dann folgte der Entschluss zur Meisterschule, die sie in der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld antrat. Parallel arbeitete Rieke auf 450-Euro-Basis für die Himmerich GmbH. Im Mai 2020 dann heuerte sie schließlich beim Anlagenbauer Wellmann Engineering in Halle (Westfalen) an. Dort konnte sie auch ihre Leidenschaft vertiefen: „Ich schweiße schon sehr gerne“, sagt sie mit einem leichten Grinsen. Auch der alltägliche Umgang mit Edelstahl kommt ihr sehr entgegen. So sehe man im Gegensatz zur Arbeit mit Schwarzstahl oder anderen Materialien nicht immer „aus wie Sau“. Bei Wellmann fertigt sie mit den Kolleginnen und Kollegen vor allem Anlagen für die Lebensmittel- und Pharmaindustrie. Zu den Kunden gehören namhafte Großkonzerne wie Dr. Oetker, Storck und Wiesehoff. Im Betrieb sei sie von Anfang sehr gut aufgenommen, integriert und gefördert worden. Im Herbst 2020 legte sie dann erfolgreich ihre Meisterprüfung mit einem Teilstück eines Vordachs als Meisterstück ab. Seitdem arbeitet sie auch als Ausbilderin und betreut bei Wellmann bereits die Azubis.
Die Geschlechterfrage sei für sie nie ein großes Thema gewesen, sagt sie. „Emmelie ist als Meisterin hochqualifiziert und bringt handwerklich sehr gute Leistung. Das ist das, was zählt – nicht das Geschlecht. Das war und ist für uns kein Thema. Zudem ist Emmelie mit ihrer ruhigen Art eine echte Bereicherung für das Team, gerade auch für die Azubis. Wir hoffen, dass sich auch zukünftig noch mehr Frauen für einen handwerklichen Beruf begeistern können“, sagt ihr Chef Gerhard Wellmann.
Als junge Frau einen handwerklichen Beruf ergriffen zu haben, ist für die 26-Jährige überhaupt nicht ungewöhnlich. Schon in der Ausbildung sei sie längst nicht die einzige gewesen. Und heute? Da bildet sie bereits die kommenden Kolleginnen aus. Wie so viele ihrer Generation ist die Metallbaumeisterin intensiv in den sozialen Netzwerken unterwegs. Ihren sorgfältig gepflegten Instagram-Account nutzt Rieke auch, um andere „Mädels“ digital zu inspirieren und neugierig auf einen Beruf im Handwerk, vor allem natürlich im Metallbau, zu machen. Bei dreien sei ihr das sogar schon gelungen, sagt sie nicht ohne Stolz.
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